Bewohner und Mitarbeiter

Mit 97 Jahren auf die große Bühne: Ruth Klennerts Auftritt bei „The Piano“

Frau Ruth Klennert, 97 Jahre alt und Bewohnerin der Alloheim Senioren-Residenz in Berlin, erlebte vor Kurzem einen besonderen Moment in ihrem Leben.

Foto: Hendrik Lüders, RTL

07.10.2024

Foto: Hendrik Lüders, RTL

Seit ihrem 8. Lebensjahr spielt sie Klavier und hat über die Jahrzehnte hinweg eine tiefe Leidenschaft für die Musik entwickelt. Durch die Initiative von Frau Annamaria Wasser, der stellvertretenden Leitung des Sozialen Dienstes und Musikpädagogin, wurde Frau Klennert von der Produktion der VOX-Show „The Piano“ entdeckt.
Nach einem ersten Casting in der Senioren-Residenz und einem weiteren im Studio, trat Frau Klennert am 7. Mai 2024 in der Mall of Berlin öffentlich auf. Dieser Auftritt wurde am 1. Oktober 2024 im Fernsehen ausgestrahlt. Unterstützt von dem renommierten Pianisten Igor Levit und dem Musiker Marc Forster erhielt sie die einmalige Gelegenheit, ihre musikalische Leidenschaft einem breiten Publikum zu präsentieren. Darüber hinaus gibt es spannende Geschichten aus ihrer Kindheit, die ihre tiefe Verbindung zum Klavierspiel verdeutlichen.

Was hat Sie mit acht Jahren dazu inspiriert, Klavier zu spielen?

Eine Schulfreundin hatte ein Klavier und wenn ich bei ihr war, hat sie mich inspiriert, einfach zu spielen. Da wir zunächst kein Klavier daheim hatten, habe ich sie oft besucht, um ihres nutzen zu können.  Als ich acht Jahre alt war, überraschte mich mein Vater aber mit einem gebrauchten Klavier und von da an bekam ich Unterricht.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Klavierstück erinnern?

Ich weiß nur noch, dass ich das Klavier über ein Buch erlernte, das „Klavierschule“ hieß. Welche Stücke damals zu Beginn geübt wurden, weiß ich nicht mehr.

Viele tun sich beim Erlernen eines Instruments –zumindest anfangs– schwer, war das auch so bei Ihnen?

Nein, gar nicht. Ich habe die Musik und das Spielen schon damals sehr gerne gemocht und daher ist es mir relativ leichtgefallen.

Viele haben ja nach ein paar Monaten keine Lust mehr zu spielen, wer oder was hat Sie dazu motiviert, ein Leben lang, musikalisch zu bleiben?

Ehrlicherweise ist das immer meine Freundin, die damals das Klavier hatte.

Wie hat das Klavierspielen Ihr Leben beeinflusst und welche Rolle spielt es heute für Sie?

Das Spielen und die klassische Musik waren immer eine Konstante in meinem Leben. Beide haben mich immer glücklich gemacht und deshalb versuche ich immer noch täglich auf meinem eigenen Klavier in der Senioren-Residenz in der Ullsteinstraße zu spielen. Ich freue mich immer besonders, wenn Frau Waßer, die Leiterin, auch die Zeit findet mich auf der Querflöte zu begleiten oder ich für die anderen Bewohner spielen darf.  

Haben Sie jemals in einem Orchester oder Ensemble gespielt?

Das Klavierspielen war immer ein reines Hobby für mich, was vielleicht auch der Grund ist, warum ich es immer so geliebt habe. Ich verfüge aber trotzdem über Bühnenerfahrung, denn ich habe mit 22 als Tänzerin im Friedrichstadtpalast angefangen und stand für etwa acht Jahre in Berlin regelmäßig auf der Bühne.

Gibt es bestimmte Komponisten oder Stücke, die Ihnen aktuell besonders am Herzen liegen?

Ich mag sehr gerne die wunderbaren Melodien aus verschiedenen Operetten, dazu fallen mir vor allem solche von Komponisten wie Franz Lehar, Paul Lincke aus Berlin und natürlich dem großen Johan Strauß ein.

Haben Sie Erinnerungen an Auftritte oder Konzerte, die Ihnen besonders wichtig sind?

Da fallen mir natürlich in erster Linie die Auftritte als Tänzerin im Friedrichstadtpalast ein, schon alleine wegen dem ganzen Drumherum und dem großen Publikum. Nun hat sich aber mein Auftritt in der Sendung „The Piano“ dazugesellt, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Wie gehen Sie mit musikalischen Blockaden oder Frustrationen um?

Da das Klavierspielen für mich immer ein Hobby war, habe ich damit keine Probleme gehabt. Wenn man einen Tag nicht gut drauf war, dann hat es halt am nächsten besser geklappt.  

Würden Sie sagen, dass sich Ihre Beziehung zur Musik im Laufe Ihres Lebens verändert oder weiterentwickelt hat?

Musik war und ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich vergesse auch nie, dass das Spielen mir während der Kriegsjahre sehr geholfen hat, die Bombenangriffe aushalten zu können. Die Bomber konnten meine Musik schließlich nicht hören und das hat mir während der Angriffe sehr viel Kraft gegeben. Im Übrigen hat mein Klavier den Krieg glücklicherweise unbeschadet überstanden. Bis heute gibt es mir also immer wieder emotionale Kraft und hält meinen Kopf fit.

Wie kam es zur Teilnahme an der Sendung „The Piano“?

Meine Musikpädagogin Annamaria Waßer, deren Musikgruppen ich in der Senioren-Residenz regelmäßig besuche, hat es mir vorgeschlagen und mich dazu motiviert.

Wie war die Teilnahme an der Sendung für Sie?

Das war eine ganz wunderbare Erfahrung für mich. Alle waren sehr sympathisch und nett.

Was ist Ihnen von Ihrer Teilnahme an der Sendung besonders in Erinnerung geblieben?

Das Spielen vor Publikum erinnerte mich an meine Auftritte als Tänzerin, das war eine ganz wunderbare Erfahrung.

Welche Ratschläge würden Sie jungen Pianisten geben, die gerade erst anfangen?

Da muss ich leider die altbekannten Dinge wiederholen: Man sollte Freude am Klavierspielen haben und täglich mit einer Portion Fleiß üben.