Beim Projekt „Wegbegleiter e.V.“ des CMS Seniorenzentrums in Herscheid engagieren sich 19 Helfer ehrenamtlich in der Seniorenbetreuung. Im Interview erzählt Carola Wiese, Vorsitzende des Vereins, wie sie zum Ehrenamt kam und was sie seit 17 Jahren motiviert dabei zu bleiben.
25.03.2022
Im Jahr 2003 habe ich meine langjährige Arbeitsstelle bei einer Bank aufgegeben, um meine Eltern zu unterstützen und gemeinsam mit meiner Mutter meinen kranken Vater zu pflegen. Als mein Vater verstarb, suchte ich eine sinnvolle Tätigkeit, die mich erfüllt. Weil ich schon immer gut mit älteren Menschen umgehen konnte und ein hilfsbereiter Mensch bin, lag es für mich nahe eine Pflegeeinrichtung ehrenamtlich zu unterstützen.
Meine Eltern haben 1999 eine altersgerechte Wohnung direkt neben dem Seniorenzentrum bezogen. Meine Mutter besuchte oft Veranstaltungen der Einrichtung und nahm am Reha-Sport teil. Daher kannte ich das Pflegeheim bereits. Durch einen Aufruf in der Lokalzeitung habe ich 2005 erfahren, dass Mitstreiter für den ehrenamtlichen Verein des Seniorenzentrums gesucht werden. Und weil ich zu dieser Zeit nicht mehr berufstätig war, habe ich mich gemeldet und wurde mit offenen Armen empfangen. Das ist jetzt schon 17 Jahre her.
Ich finde es schön Menschen eine Freude zu bereiten. Immer wenn ich vom Seniorenzentrum nach Hause komme, fühle ich mich glücklich und zufrieden. Alleine schon um das Lächeln der Bewohner zu sehen, gehe ich gerne ins Seniorenzentrum. Außerdem habe ich durch das Ehrenamt neue Kontakte geknüpft und neue Freunde gefunden.
Natürlich musste ich mich anfangs erst einmal zurechtfinden. Zunächst habe ich den Sozialen Dienst bei den Tätigkeiten unterstützt. Beispielsweise bin ich für die Bewohner einkaufen gegangen. Nach und nach kamen eigene Ideen und Projekte dazu, die wir auf Vereinssitzungen besprochen und dann gemeinsam in die Tat umgesetzt haben. Einkaufen gehe ich übrigens noch heute für die Bewohner und mache das sehr gerne.
Ich biete mit einer anderen Ehrenamtlichen einen Wohlfühltag an. Gemeinsam massieren wir dabei alle zwei Wochen den Bewohnern den Rücken oder cremen ihre Hände ein. Das kommt unheimlich gut an. Aber manchmal muss man auch umplanen. Vor kurzem hatten wir einen Wohlfühltag, aber statt einer Massage wollte einer der Bewohner lieber mit mir reden und dann haben wir das auch gemacht. Wir versuchen immer auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen im Seniorenzentrum einzugehen und die Bewohner mit den Aktivitäten abzuholen, die sie gerade brauchen.
Wir sind 19 Ehrenamtliche zwischen 50 und 80 Jahren. Viele von uns gehören schon seit der Gründung des Vereins dazu und jeder von uns begleitet unterschiedliche Aktivitäten. Im Grunde haben wir feste Aufgaben, wie z.B. für die Bewohner einzukaufen, einen Singkreis zu organisieren, beim Gottesdienst zu helfen usw. Diese Aktivitäten haben wir unseren Interessen und Stärken nach aufgeteilt. Es gibt auch Wegbegleiter, die keine festen Aufgaben haben und sehr aktiv in der Einzelbetreuung sind. Nebenbei unterstützen wir aktiv die Mitarbeiter des Seniorenzentrums bei Ausflügen, Feiern und Veranstaltungen.
Oh ja, so einige! Wir haben zum Beispiel eine Wegbegleiterin, die die Bewohner mit ihrer Drehorgel erfreut und die regelmäßig über die Wohnbereiche fährt. Gemeinsam haben wir uns auch schon mal als Schauspieler versucht und einen Sketch zu Karneval aufgeführt. Außerdem haben wir einen fahrbaren Kiosk ins Leben gerufen mit dem wir alle 14-Tage auf den Wohnbereichen des Seniorenzentrums herumfahren. Das ist eine ganz tolle Sache.
Genau so ist das. Wir haben Süßigkeiten, Getränke, Hygieneartikel oder auch Mode-Accessoires in unserem Wagen. Aber auch mal saisonentsprechende Präsente, die die Bewohner gerne kaufen, um sie dann verschenken zu können. Das Angebot ist besonders für all diejenigen schön, die nicht mehr so fit und mobil sind und sich auch mal selbst etwas aussuchen möchten.
Wir Ehrenamtlichen treffen uns alle zwei Monate mit der Einrichtungsleitung und dem Sozialen Dienst im Seniorenzentrum. Dort besprechen wir Neuigkeiten rund um die Einrichtung, beispielsweise Neueinzüge und die geplanten Aktivitäten von Frau Dahlhaus, der Einrichtungsleiterin, und Frau Hoffmann, der Leiterin Sozialer Dienst. Dadurch sind wir immer auf dem neuesten Stand. Als Vereinsvorsitzende bin ich das Bindeglied zwischen Einrichtungsleitung, Sozialem Dienst, Bewohnern und Ehrenamtlichen. Ich lade zu den Versammlungen ein, leite diese und stehe in Kontakt zur Einrichtungsleitung. Zudem bin ich, wenn aufgrund eines Krankheitsfalls bei uns Ehrenamtlichen mal kurzfristig Unterstützung gebraucht wird, die erste Ansprechpartnerin. Zum Sozialen Dienst pflegen wir sehr engen Kontakt, der unsere Arbeit entsprechend erleichtert. Wir Ehrenamtlichen machen auch mindestens einmal im Jahr einen Ausflug oder eine andere Aktivität zusammen, um das Teamgefühl zu stärken. Das kann eine Wanderung oder auch einfach nur ein gemütliches Beisammen wie beispielsweise ein Kegelabend sein.
Machen Sie von sich aus den ersten Schritt und gehen Sie auf die Einrichtung, den Verein oder das Projekt zu, das Sie gerne unterstützen möchten. Wagen Sie den Versuch, denn meist werden Ehrenamtliche händeringend gesucht. Ich verspreche Ihnen: Es lohnt sich! Ein Ehrenamt bringt viel Freude und Zufriedenheit mit sich. Außerdem lernt man neue Bekanntschaften kennen. Und gerade bei der Betreuungsarbeit im Pflegeheim kann man viel lernen und von der Lebenserfahrung der Senioren profitieren.
Es sind eher die vielen kleinen Momente, die mir in Erinnerung geblieben sind. Jede Woche erlebe ich andere und spannende Tage im Seniorenzentrum. Besonders freuen wir Ehrenamtlichen uns, wenn sich die Bewohner bei uns mit kleinen, kreativen Arbeiten bedanken. Wir haben zum Beispiel zum letzten Osterfest einen selbstgebastelten Blumenübertopf mit Narzissen bekommen. Das freut uns deswegen so, weil etwas Gebasteltes viel Arbeit macht und unglaublich wertschätzend ist.