Es duftet nach leckerem Essen, am Tisch wird nachgeschenkt, geplaudert und gelacht: In der Koblenzer Senioren-Residenz „Theresiahaus“ organisieren Bewohner mit großer Freude und Engagement regelmäßig den „kulinarischen Abend“ – und das seit fast zwei Jahren. Dabei fing alles ganz anders an.
08.06.2021
„Spontan kam mir im Sommer 2019 die Idee, die Bewohner unseres Wohnbereichs einzuladen, sich bei einem Glas Wein gemütlich zusammenzusetzen“, erzählt Bewohner und Initiator Rüdiger Hack, mit seinen 60 Jahren der Jüngste in der Runde. Das kam sehr gut an, schnell wurden diese Abende zu einem festen Bestandteil im Terminkalender. „An einem dieser Treffen entstand die Idee, die Sache mit einem Kochabend gelegentlich etwas abzurunden“, erinnert er sich. Gesagt, getan.
Seitdem werden an den regelmäßig stattfindenden Abenden verschiedenste kulinarische Köstlichkeiten gemeinsam verspeist. Dabei ist jeder kulinarische Abend anders, alle können mitmachen und sich so einbringen, wie sie möchten. Und für jeden findet sich ein freier Platz am Tisch. Denn darum geht es: Entspanntes Beisammensein, Anekdoten austauschen und gemeinsam Zeit verbringen bei leckerem Essen und Trinken.
„Es ist schön zu sehen, wie sich hier eine Gemeinschaft entwickelt hat, bei der jeder willkommen ist und eigene Ideen oder Rezepte einbringen kann. Wenn die Bewohner Unterstützung benötigen, zum Beispiel beim Einkauf der Zutaten, stehen wir gerne zur Verfügung und besorgen die gewünschten Produkte im Rahmen unseres wöchentlichen Einkaufs.“
Selbst in der Küche stehen, für Freunde und Gäste Essen zuzubereiten, ist Genuss und Lebensfreude, die alle verbindet. Deshalb geht es beim kulinarischen Abend neben dem Aspekt der Gemeinschaft auch um den der Eigenständigkeit. Viele Bewohner können trotz körperlicher oder geistiger Einschränkungen teilnehmen und selbstständig mitwirken. Das stärkt das Selbstvertrauen und bereitet einfach Freude.
Alle 14 Tage fand der kulinarische Abend statt – und dann kam Corona. Solange die Pandemie nicht vorbei ist, muss diese Tradition leider pausieren, aber nach der Pandemie werden sich die Bewohner wieder mit voller Begeisterung ihren Themen widmen: Was wird gekocht? Wer kocht? Was muss eingekauft werden? Wer kümmert sich um eine schöne Dekoration?
Für alle Aufgaben bringen die Bewohner ihre Stärken mit ein – wer gerne selbst mit Hand anlegt, der schnippelt, wer das nicht mehr so gut kann, steht mit Ratschlägen und Tipps parat. Auch die Mitarbeiter im „Theresiahaus“ unterstützen, zum Beispiel beim Einkaufen.
Russische Eier mit Kartoffelsalat, Feldsalat mit Speck und Champignons, Bratkartoffeln mit Spiegelei oder ungarische Gulaschsuppe: Die Liste der zubereiteten Gerichte ist genauso lang wie lecker. Und jeder Bewohner bringt seinen eigenen Pfiff in die Rezepte, so wie die Linsensuppe à la Rüdiger Erat. Der 65-Jährige Bewohner schwingt beim kulinarischen Abend gerne den Kochlöffel: „Ich wurde gefragt, ob ich mal eine Linsensuppe kochen könne. Das habe ich sehr gerne gemacht, der große Topf wurde bis zur letzten Linse leergegessen.“
Die Abende brachten schon viele lustige Erlebnisse mit sich, an eine erinnert sich Rüdiger Erat besonders gerne: „Es gab Currywurst mit selbstgemachter Sauce, ich wollte einem Mitbewohner eine Portion servieren. Aber: Er stoppte mich, diese rote Sauce esse er nicht. Ich dachte mir, na gut, dann stell ich die in einem kleinen Schälchen daneben, falls er wenigstens probieren möchte. Schlussendlich hat sie ihm nach dem Probieren so gut geschmeckt, dass er seine Wurst damit regelrecht zugeschüttet und am Ende auch die Sauce ohne Wurst gelöffelt hat.“ Offen zu sein für Neues, beispielsweise für bisher unbekannte geschmackliche Erlebnisse – auch das ist ein Nebeneffekt des kulinarischen Abends.
„Ich finde, das ist eine tolle Sache. Die Bewohner können so auch weiterhin ihre hauswirtschaftlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Das erhält zum einen die Selbstständigkeit im Alltag und zum anderen auch die kognitiven Fähigkeiten.“
Für die Zeit nach der Pandemie gibt es für den kulinarischen Abend schon weitere Pläne. Der Wohnbereich soll um Elemente aus den 60er Jahren erweitert werden, zum Beispiel mit einer Jukebox und einer ledernen Sitzecke. Dann können die Bewohner auch Musikabende veranstalten. So wird der kulinarische Abend ein weiteres Mal zu einem Ort der Begegnung.