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26.03.2021 | Wetzlar
Irma Beck wurde am 1.April 1921 als Zweittochter in der Familie des Winzer- Großunternehmers Georg Beck in Helenendorf im mittleren Kaukasus des russischen Kaiserreichs geboren. Ihre Vorfahren, aus dem schwäbischen Herrenberg, siedelten sich im Kaukasus im Jahr 1819 an und gründeten die größte deutsche Kolonie im Kaukasus mit Zentrum in Helenendorf.
Irma und ihre 1 Jahr ältere Schwester Luise wuchsen in einer glücklichen und wohlhabenden Familie auf. Sie wurden privat unterrichtet und lernten von Klein auf, verschiedene Sprachen zu sprechen, auf dem Klavier zu spielen, zu tanzen und hohe Kunst zu verstehen.
Als 19-jährige junge Frau nahm Irma Beck ein Studium an der Universität in der Fakultät für Philologie (Sprach- und Literaturwissenschaft) in Baku/Aserbaidschan auf.
Im Juni 1941 überfiel das faschistische Deutschland die Sowjetunion.
Der 2. Weltkrieg brach aus und alle Deutschen, die in der Sowjetunion seit dem 18.Jahrhundert gelebt hatten, wurden von der sowjetischen Regierung zu deutschen Volksfeinden erklärt und von ihren Wohngebieten zwangsgemäß und ohne Rückkehrrecht nach Asien und Sibirien verschleppt.
So kam Irma mit ihrer Schwester und der kranken Mutter nach Kasachstan in eine kleine Siedlung – einem Aul, wie es im Kasachischen heißt – namens Schakal. Durch das sprachlich/literarische Talent, ihre Bildung, Freundlichkeit und die Fähigkeit, mit ihren Mitmenschen sehr wertschätzend umzugehen, hatten die dort lebenden Kasachen die junge deutsche Frau mit dem noch nie in Kasachstan gehörten Namen „Irma“ von Anfang an ins Herz geschlossen. Irma Beck durfte schon bald eine Lehrerstelle besetzen.
Später lernte sie das Fach des Krankenschwesterwesens in Pawlodar, lebte und arbeitete dort bis zu ihrer Ausreise nach Deutschland im Jahre 1994.
Irma Beck hat keine eigenen Kinder, aber zwei Großneffen und zwei Großnichten, die in Wetzlar und Gießen wohnen und ihre „Tante Irma“ sehr liebhaben.
Irma Beck konnte schon immer mit ihrer eigenen Art „Mensch zu sein“ die anderen Menschen faszinieren. Man konnte ihr bei der Darstellung ihrer Lebensgeschichte, Erinnerungen oder aus gelesenen Büchern stundenlang zuhören, innehalten, traurig sein oder auch mit ihr zusammen laut lachen. Diese Fähigkeit ist magnetisch und knüpft Freundschaften. Irma hat bis heute viele Freundeskontakte zu den ehemaligen Arbeitskollegen, Freunden und Schulkameraden aus der alten Heimat in Helenendorf und zu den Nachbarn von Pawlodar und Wetzlar.
Eine besondere Freundschaft zur Familie von Anastasia Zwetaewa – eine der größten Dichterinnen und Schriftstellerinnen Russlands – bestand und wird durch die Familie heutzutage weiter gepflegt und sehr geschätzt.
Wir wünschen Irma Beck zu ihrem 100. Geburtstag alles erdenklich Gute, Gottes Segen und gute Gesundheit!
Marianna Kloos