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05.03.2020 | Marktheidenfeld
Marktheidenfeld. Heimbeirat lädt Lokalpolitiker verschiedener Parteien zu einem Nachmittag ins Seniorenzentrum Mainbrücke ein, um auf die Lebenssituation von alten Menschen im hektischen Alltag aufmerksam zu machen und das Bewusstsein der Verantwortlichen auf die Bedürfnisse der älteren Generation zu lenken.
Wie fühlt es sich an 70, 80 oder gar 90 Jahre alt zu sein? Mit welchen Beschwerden und Einschränkungen müssen sich Seniorinnen und Senioren im Alltag zurecht finden? Welche Stolpersteine werden Ihnen in den Weg gelegt, und wie fühlt es sich an, die Kontrolle über vertraute Körperfunktionen, wie das Sehen, das Hören oder das Schmecken zu verlieren?
Den Tag der Senioren nahmen der Heimbeirat sowie das Team des Seniorenzentrum Mainbrücke unter der Leitung von Frau Diana Teubert zum Anlass um auf das Thema „Alt sein in unserer Gesellschaft“ aufmerksam zu machen. Heimbeiratsvorsitzende Frau Luzia Dosch lud dazu stellvertretend für den Heimbeirat, Vertreter aller Parteien ein, um am Montag den 02.03.2020, quasi in Minuten um Jahrzehnte zu altern.
Gerade bei wichtigen Entscheidungen zum Thema Stadt- und Straßenplanung muss an die Lebenssituation der Seniorinnen und Senioren gedacht werden. Das Bewusstsein dafür hat sich in den letzten Jahren zum Glück immer weiter zum Positiven entwickelt. Dennoch stellen Wege in der Stadt Marktheidenfeld für beispielsweise motorisch eingeschränkte Personen weiterhin große Hürden dar. Knapp 20 Interessierte aus der lokalen Politik kamen am Montagnachmittag im Veranstaltungsraum der Seniorenresidenz zusammen, um an der Informationsveranstaltung teilzunehmen.
Diejenigen, die sich auf einen Fachvortrag eingestellt hatten, wurden jedoch enttäuscht. An diesem Nachmittag ging es darum, selbst in die Haut eines alten Menschen zu schlüpfen, und so einen anderen Blick auf die Wichtigkeit von Hilfestellungen, wie Ampelanlagen mit Signalton, abgesenkten Bordsteinen oder Barrierefreiheit in öffentlichen Einrichtungen zu erhalten. Auch der Austausch zum Thema mit Mitgliedern des Heimbeirates und Mitarbeitern der Seniorenresidenz wurde gesucht.
Der Gerontologische Simulationsanzug „GERT“ ermöglicht es, jungen und gesunden Menschen ein Gefühl zu vermitteln, wie es ist in einem alten und gebrechlichen Körper zu stecken. Mit Hilfe verschiedener Module wird beispielsweise durch Gewichtsmanschetten der Verlust der Muskelkraft und die damit einhergehende Schwerfälligkeit simuliert; ein extra präparierter Kopfhörer ahmt das Dauerfiepsen einen Tinnitus nach und durch Elektrostöße wird das Zittern in den Händen hergestellt.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Einrichtungsleiterin Diana Teubert und der Heimbeiratsvorsitzenden Frau Luzia Dosch waren alle Gäste angehalten selbst aktiv zu werden. Innerhalb von Minuten alterten die Teilnehmer mithilfe von GERT.
Wie ist es nun also den gewohnten Alltag mit all diesen Tücken zu bewältigen? Das Öffnen einer Flasche klappt mit etwas Hilfe bei den Meisten Testern noch recht gut, beim Einschenken müssen sich die Damen und Herren jedoch sehr anstrengen, und es geht so mancher Schluck daneben.
Das Treppensteigen wird zum Abenteuer. Wie oft läuft man am Tag schnell in ein anderes Stockwerk? Und wenn man es eilig hat, darf auch ruhig mal eine Stufe ausgelassen werden. Undenkbar mit einer Halbseitenlähmung und einem eingeschränktem Sichtfeld.
Das Lesen mit eingetrübter Linse, das Öffnen von schweren Türen oder aber ein einfaches Gespräch mit Tinnitus sind anstrengend und fordern volle Konzentration.
Frau Luzia Dosch zieht zum Schluss für sich das Resümee, dass der Nachmittag ein voller Erfolg war, die Teilnehmer zeigten sich sehr interessiert, nutzten die verschiedenen Module, ließen sich auf das Experiment ein und der ein oder andere hatte auch einen AHA- Effekt.
Nun ist es wichtig, auch weiterhin das Gefühlte in Erinnerung zu behalten und in den eigenen Alltag einzubinden. Hier ist besonders die Rücksichtnahme und das Verständnis gegenüber alten Menschen gefragt und die größte Aufgabe für jüngere Generationen. Das Verständnis, wenn es an der Kasse mal wieder etwas länger dauert, die Hilfestellung an hohen Bordsteinen oder aber auch das Einbringen bei der Planung anstehender Projekte in Marktheidenfeld und Umgebung.
Hierfür steht „GERT“ auch weiterhin allen Interessierten nach Anmeldung bereit.